Tanne - Abies alba Mill.
Tannen-Nadelbräune
Rhizoctonia-Nadelbräune
Rhizoctonia sp.
Die Nadelbräune ist eine Krankheit junger Tannen unter Schirm oder im Dichtstand. Hauptsächlich sind also Naturverjüngungen, Kulturen und Dickungen gefährdet (unten). 
Die abgestorbenen Nadeln bleiben durch Pilzmyzel mit dem Zweig verbunden (links). Sie fallen also, obwohl sie sich vom Zweig gelöst haben, nicht zu Boden sondern bleiben dicht unter dem Zweig am Myzel hängen. Dies ist ein charakterisitisches Symptom.

Symptome vergrößert


 

befallener Zweig von Abies grandis

stark befallene Tannendickung
Die Infektion erfolgt mit Myzel, das zwischen den äußeren Knospenschuppen überwintert hat.
Vom Trieb ausgehend, in dessen Rinde der Pilz mit Infektionshyphen eindringt, wächst Rhizoctonia auf die Unterseite der Nadeln. 
(links) 

Hier entwickelt sich über den Spaltöffnungen ein Myzelpolster (rechts) von dem aus die Nadeln infiziert werden. Dabei durchdringt der Pilz direkt mit dünnen Infektionshyphen die Epidermis und/oder er wächst mit "normalen" Hyphen in die Spaltöffnungen ein. 

Die Bekämpfung der Krankheit erfolgt i.d.R. durch waldbauliche Maßnahmen: Auflichtung, Durchforstung.

hier finden Sie Originaldarstellungen von HARTIG


T: Herpotrichia parasitica (Hartig) E.Rostrup 
(= Trichosphaeria parasitica Hartig) 
A: Pyrenochaeta parasitica Freyer & van der Aa

 

Die Fruchtkörper von Herpotrichia werden im Myzelposter von Rhizoctonia auf der Nadelunterseite gebildet.
Herpotrichia parasitica wurde 1883 von Robert Hartig erstmals entdeckt und 1884 beschrieben. Der Pilz wurde sehr lange als die Ursache der Nadelbräune angesehen. Neuere Untersuchungen haben dann ergeben, daß es sich bei der Ursache der Tannen-Nadelbräune um eine Rhizoctonia-Art handelt.
Bei dem bis dahin als Krankheitsursache angesehenen Pilz (siehe links) handelt es sich um einen sog. Hyperparasiten, der Rhizoctonia befällt und in dessen Mycelpolster seine Fruchtkörper bildet.

Sowohl die Perithezien als auch die Pyknidien tragen dunkle Borsten,
Die Konidien sind klein und unscheinbar  (siehe Zeichnung von HARTIG)


Literaturauswahl:
- Holdenrieder, O., 1993/94: Krankheiten der Tannen (Abies spp.). Schweiz.Beiträge zur Dendrologie 43, 11-20
- Freyer, K., 1976: Untersuchungen zur Biologie, Morphologie und Verbreitung von Herpotrichia parasitica (Hartig) E.Rostrup (vormals Trichosphaeria parasitica Hartig) I. Verbreitung und Morphologie. Eur.J.For.Pathol. 6, 152-166
- Freyer, K., 1976: Untersuchungen zur Biologie, Morphologie und Verbreitung von Herpotrichia parasitica (Hartig) E.Rostrup (vormals Trichosphaeria parasitica Hartig) II. Infektionsweg, Wirtsspektrum und Kulturverhalten. Eur.J.For.Pathol. 6, 222-238
- Freyer, K.; van der Aa, H., 1975: Über Pyrenochaeta parasitica spec. nov., die Nebenfruchtform von Herpotrichia parasitica (Hartig) E.Rostrup (= Trichosphaeria parasitice Hartig). Eur.J.For.Pathol. 5,177-182
- Butin, H., 2014: Die "Herpotrichia"-Nadelbräune der Tanne - Ein Irrtum und seine Berichtigung. Forstschutz Aktuell 59, 12-14

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