Tanne - Abies alba Mill. 
Tannenkrebs
Melampsorella caryophyllacearum (Link) Schroeter

 
In Mitteleuropa gehört der Tannenkrebs mit einem Befallsprozent von 2-15% zu den wichtigsten Tannenkrankheiten. 

Außer Abies alba werden auch Abies cephalonica, Abies grandis, Abies concolor, Abies procera u.a. befallen.

Melampsorella caryophyllacearum ist ein Rostpilz, der einen Wirtswechsel durchführt. In der Haplophase besiedelt der Pilz die Tanne, in der Dicaryophase Kräuter aus der Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae - Name!). 
Nach der Infektion mit Basidiosporen wächst der Pilz zunächst in der Rinde junger Zweige. In der Folge kommt es zu lokalen Verdickungen an den Ästen (rechts oben).

Wird eine Knospe an einem Zweig/Ast besiedelt, so entwickelt sich aus ihr ein Hexenbesen, also ein ± aufrecht wachsendes Sproßsystem (rechts mitte). 

Die Nadeln an den Hexenbesen sind hellgrün und bleiben kurz. Auf ihnen werden im Sommer die Aecidiosporen gebildet, mit denen die Dicaryontenwirte (Mieren, Hornkräuter) infiziert werden.

 Die Nadeln fallen dann ab, so daß die Hexenbesen immer nur einen (oder keinen!) Nadeljahrgang tragen. Trotzdem können Hexenbesen viele Jahre alt werden und so über einen langen Zeitraum jährlich neue Aecidiosporenlager bilden.
 

 


 
 

Gelingt es dem Pilz durch die Zweigrinde in den Stamm einzuwachsen, so kommt es zu krebsartigen Wucherungen der Rinde, die sich oft über den ganzen Stammumfang erstrecken. Die Rinde reißt dabei auf, so daß Holzzerstörer, z.B. der auf Tannen spezialisierte Weißfäuleerreger Phellinus hartigii (All.& Schnabl) Bond., eindringen können. 
Darüber hinaus wird unter dem Einfluß des Pilzes die Struktur des neu gebildeten Holzes verändert, das brüchiger ist als "normales" Holz. 
Es liegt auf der Hand, daß damit die Stammbruchgefahr bei Windbelastung steigt.

 
Tannen mit ± fortgeschrittenem Befall bezeichnet man als "Rädertannen", denn die im Befallsbereich angeschwollenen Stammpartien erinnern an die Nabe eines Rades, von der Speichen (tote Äste) abgehen. 

 
Bild rechts:  beginnende Hexenbesenbildung 
nach R. HARTIG aus FRANK: 
Die Pilzparasitären Krankheiten der Pflanzen 
Breslau 1896


Literaturauswahl:
- Holdenrieder, O., 1993/94: Krankheiten der Tannen (Abies spp.). Schweiz.Beiträge zur Dendrologie 43, 11-20


 
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