Tanne - Abies alba Mill.
Tannen-Nadelrost
Pucciniastrum epilobii (Persoon) Otth

 
Der Tannen-Nadelrost verursacht normalerweise keine schweren Schäden weil nur relativ wenige Nadeln befallen werden.

In Weihnachtsbaumkulturen kann starker Befall allerdings zu erheblicher Entwertung der Bäume führen da die Nadeln noch im Jahr der Infektion abfallen und die Triebe zumindest teilweise verkahlen.

Bei sehr starkem Befall werden auch die jungen Triebe geschädigt (Verkrümmung, Absterben).

Die Gattung Pucciniastrum (Pucciniastraceae) hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in Ostasien. In Europa kommen nur relativ wenige Arten vor. Pucciniastrum epilobii ist ein Rostpilz, der praktisch weltweit verbreitet ist. Haplontenwirte sind Tannen (siehe rechts), Dicaryontenwirte sind Kräuter der Gattung Epilobium. 

Die Infektion der jungen Nadeln der laufenden Vegetationsperiode erfolgt mit Basidiosporen. Diese werden im Frühjahr an den am Boden liegenden alten Weidenröschenblättern gebildet (Teleutospore - Basidie - Basidiosporen).

Wirte:
Abies alba
Abies cephalonica
Abies Nordmanniana
Abies grandis
Abies concolor   u.a.

 
Infizierte Nadeln werden rasch teilweise oder ganz gelb (links). 
Auf ihrer Unterseite bilden sich zunächst Spermogonien, dann Aecidien, die von einer ca. 1 mm langen weißen Pseudoperidie umgeben sind (rechts). Die Aecidiosporen infizieren Blätter von Weidenröschen (Epilobium spp.). 
Auf den Weidenröschen bilden sich im Sommer gelbe Uredolager (rechts) und im Herbst dunkelbraune Teleutolager, die überwintern und im Frühjahr Ausgangspunkt für die Basidien und Basidiosporen sind. 

Der Tannen-Nadelrost tritt naturgemäß in der Nähe von Weidenröschen am stärksten auf. 

Mit der Bekämpfung der Weidenröschen in ca. 50 m Umgebung, also der Entfernung des Zwischenwirtes des Pilzes, läßt sich die Krankheit verhindern.

 

An dieser Stelle sei eine in einem Forstamt praktizierte bemerkenswerte Bekämpfungsmethode erwähnt:
Ein Wanderschäfer treibt hier seine Herde gerade so schnell durch die gefährdeten Tannenkulturen, daß die Weidenröschen gefressen, die Tannen aber nicht verbissen werden! Das nennt man intelligente biologische Bekämpfung!

 
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lang@bot.forst.tu-muenchen.de 30.6.2003