Bergahorn - Acer pseudoplatanus L.
Weißfleckigkeit der Blätter
A: Cristulariella depraedans (Cooke)v.Höhnel

 
 
Cristulariella an Bergahorn
 
Cristulariella depraedans ist zwar schon seit Beginn des 20. Jahrh. in Deutschland bekannt, trat jedoch kaum in Erscheinung. Seit etwa 1980 wird der Pilz, offensichtlich durch feuchte Witterung im Frühjahr und im Sommer (Mai-Juni) begünstigt, häufiger als Auslöser einer Blattkrankheit beobachtet.
 
 
Als Wirte werden hauptsächlich verschiedene Ahorn-Arten genannt; 
in Europa A. pseudoplatanus,
in Amerika z.B. A.saccharum, A.circinatum, A.pennsylvanicum, A.rubrum, A.spicatum, aber auch Aruncus sylvester

Bei entsprechendem Infektionsdruck und geeigneten äußeren Bedingungen, z.B. schattige Standorte mit hoher Luftfeuchtigkeit, kann Cristulariella depraedans aber auch andere Wirte befallen. 
Zu den bisher nachgewiesenen fast 20 Wirtsarten gehören sowohl Gehölze als auch Kräuter. Damit ist eine gewisse Übereinstimmung mit der nah verwandten Cristulariella moricola (=Cristulariella pyramidalis) in Amerika und Japan gegeben, für die ein sehr weites Wirtsspektrum (von Schwarznuß bis Tomate) bekannt ist.


Die Infektion der Blätter erfolgt bei hoher Feuchtigkeit und kann allem Anschein nach während des ganzen Jahres stattfinden. 
Im typischen Falle sind die hellen Nekrosen von einer dunkleren Zone umgeben, die in Färbung, Ausdehnung und Schärfe zwischen den Wirten variiert. 
(weitere Bilder von Symptomen)

Brombeere

Bergahorn
Der Durchmesser der Blattnekrosen ist ebenfalls vom Wirt abhängig, überschreitet aber nur selten 2-3mm. Bei dichtem Befall fließen die einzelnen Nekrosen zusammen und bilden dann größere Flecken von bis zu 20mm Durchmesser.
Auf der Blattunterseite werden im Bereich der Flecken weiße Konidienträger gebildet (links), die an ihrer Spitze eine vielzellige Spore tragen (rechts) 

(in der Literatur werden hierfür auch andere Begriffe verwendet: Sporenköpfchen, Propagel, Fruchtköpfchen .....). 


Die Spore löst sich bei Reife leicht ab und dient als Verbreitungseinheit, die mit vielen Hyphen keimen kann. Um die auf der Blattoberseite keimende Spore verfärbt sich das Blattgewebe oft rötlich oder dunkel und es kommt zu lokalen Verdickungen, was als Abwehrreaktion des Wirtes anzusehen ist.

Während Cristulariella moricola zum Teil erhebliche wirtschaftliche Einbußen verursacht, spielt Cristulariella depraedans unter "normalen" Bedingungen eine eher untergeordnete Rolle. Bei lang andauernder Feuchtigkeit im Frühjahr und Frühsommer kann es jedoch auch bei älteren Bäumen zu erheblichem Befall mit vorzeitigen Blattabwurf  (schon im Juli) in großem Umfang kommen.
Häufiger als auf alten Bäumen ist der Pilz allerdings auf Ahornsämlingen (links) und älterer Ahorn-Naturverjüngung (rechts) zu finden

Literaturauswahl:
- Butin, H., 1981: Die Weißfleckigkeit des Bergahorns - eine "neue" Blattkrankheit. Allg. Forstzeitschrift 36, 327-328
- Lang, K.J., 2000: New hosts of Cristulariella depraedans. Forest Pathology 30, 117-120
- Wulf, A., 1994: Pilzbedingte Blattkrankheiten an Ahorn unter besonderer Berücksichtigung des Bergahorns (Acer 
   pseudoplatanus L.). Schriften aus der Forstlichen Fakultät der Universität Göttingen und der Niedersächsischen Forstlichen 
   Versuchsanstalt Band 116, Seiten 46-58
- Redhead, S.A., 1975: The genus Cristulariella. Can. J. Bot. 53, 700-707

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