Eßkastanie - Castanea sativa
Mill.
Kastanienkrebs |
T: Cryphonectria parasitica(Murrill)
Barr
(= Endothia parasitica [Murrill] Anderson & Anderson) (= Diaporthe parasitica Murrill) A: Endothiella sp. |
Gesunde Eßkastanie
|
Stark geschädigte Eßkastanie
|
Fast ganz abgestorbene Catanea sativa (Frankreich) |
Vergilbte und abgestorbene Blätter an einem befallenen Zweig. |
Areal der Catanea dentata |
Der Pilz gehört weltweit zu den gefährlichsten
Krankheitserregern an Gehölzen.
Er wurde aus Asien in die USA eingeschleppt. Innerhalb von 30-40 Jahren zerstörte der Pilz die Kastanienwälder (Castanea dentata (Marsh.) Borkh.) im Osten Nordamerikas nahezu vollständig (siehe Arealkarte oben rechts). In Europa wurde Cryphonectria parasitica erstmals 1938 in der Nähe von Genua an Castanea sativa entdeckt, wahrscheinlich aus Asien (Japan) oder Amerika eingeschleppt. |
Stark geschädigte Eßkastanie in Südtirol |
Unterhalb der Befallsstelle werden Wasserreiser gebildet |
Heute ist der Kastanienkrebs in praktisch allen Kastanienbeständen
südlich der Alpen anzutreffen, außerdem in Griechenland, Österreich
(Steiermark, Burgenland), in schweizer Kastanienbeständen auf der
Alpennordseite, in Frankreich (Elsaß, Ile de France, Bretagne). In
Süddeutschland sind befallene Bestände saniert worden, ein erneutes
Auftreten der Krankheit in Zukunft ist allerdings wahrscheinlich.
Das Pathogen befällt die Rinde von Stamm und Ästen über
Wunden (Wundparasit), die befallene Rinde verfärbt sich ± rot,
sinkt ein und reißt auf.
In der Rinde und im Kambiumbereich dickerer Äste und des Stammes lassen sich gelbe bis gelbbraune Myzelmatten nachweisen. |
Aufgerissene, leicht verfärbte Rinde
|
Oberhalb der Befallsstelle stirbt die
Pflanze ab, die Blätter welken, fallen aber nicht ab.
Auf der toten Rinde erscheinen
gelb-orange Stromata mit Fruchtkörper (Pyknidien und Perithezien).
Cryphonectria parasitica ist ein "Quarantäneschädling", d.h. in diesem Falle, daß Eßkastanien und Eichen (der Pilz kann sich auch auf Eichen entwickeln) aus Befallsgebieten nur entrindet in den Handel gebracht werden dürfen. |
Es gibt mehrere Möglichkeiten, der Krankheit zu begegnen: Wunden vermeiden, befallenes Material ausschneiden und verbrennen, Resistenzzüchtung (Einkreuzen chinesischer und japanischer Arten sowie Individualauslese resistenter Individuen) und biologische Bekämpfung des Pathogens mit hypovirulenten Pilzstämmen. Letztere Möglichkeit beruht auf der Tatsache, daß von sog. Mycoviren infizierte Cryphonectria parasitica-Stämme existieren, die deutlich weniger aggressiv sind und sich die Mycoviren (= doppelsträngige RNA) im Prinzip leicht auf aggressive Cryphonectria parasitica-Stämme übertragen lassen, wodurch diese hypovirulent werden, also nicht mehr in der Lange sind, die Bäume abzutöten (leider wird dies in der Praxis dadurch erschwert, daß wegen begrenzter Kompatibilität die Übertragung der Mycoviren nicht immer gelingt). |
(1951 hatte BIRAGHI in Italien eine Veränderung im Krankheitsbild des Kastanienkrebses beobachtet. Das Myzel des Pilzes war plötzlich in vielen Fällen auf die äußere Rinde beschränkt und drang nicht mehr bis ins Kambium vor, d.h. die Äste und Stämme wurden nicht mehr geringelt, die Bäume starben nicht mehr ab. Dann entdeckte GRENTE das Phänomen der "Hypovirulenz" bei Cryphonectria parasitica, auf deren Basis Methoden der biologischen Bekämpfung entwickelt werden konnten.) |
Literaturauswahl:
- Anagnostakis, Sandra, L., 1987: Chestnut blight: the classical problem of an introduced pathogen. Mycologia 79, 23-37 - Heiniger, Ursula, 1997: Le chancre de l'écorce du chataigner (Cryphonectria parasitica). Notice pour le praticien, WSL/FNP Birmensdorf, Schweiz - Heiniger, Ursula; Riegling, D., 1994: Biological control of chestnut blight in Europe - Annual Review of Phytopathology 32, 581-599 - Roanne, Martha K.; Griffin, G.J.; Elkins, J.R., 1986: Chestnut blight, other Endothia diseases, and the genus Endothia. APS Monograph series |
zurück zu "Gehölzkrankheiten in Wort und Bild" |
lang@bot.forst.tu-muenchen.de | 20.11.2003 |