Stieleiche - Quercus robur L.
Blattbräune
T: Apiognomonia quercina(Kleb.) v.Höhn.
A: Discula quercina (West.) Arx

 
Discula quercina ist ein wirtsspezifischer Endophyt, also ein Pilz, der zunächst in Blättern und Zweigen von Eichen lebt, ohne irgendwelche Symptome zu verursachen. Auf den ersten Blick ist es demnach nicht gerechtfertigt, ihn als Pathogen anzusehen. In der Literatur findet man allerdings Angaben über D. quercina als Erreger von größeren Blattflecken (Anthracnose), deren Bedeutung für die Eiche allerdings sehr begrenzt ist.
Blattnekrosen, die weite Teile des Blattes bedecken und letztlich zum vorzeitigen Abwurf der stark befallenen Blätter führen können, sind keine Seltenheit. 
In ihrem Bereich findet man auf der Blattunterseite die Konidiomata von Discula quercina, die länglich eiförmige Konidien enthalten, welche oft 2 Öltöpfchen aufweisen.

Acervulus

Konidien
Bei genauerem Hinsehen stellt man fest, daß im Bereich der Nekrosen i.d.R. Gallen oder Exuvien von saugenden Insekten (z.B. Läuse) vorhanden sind.

Man nimmt an, daß durch die Aktivität von gallinduzierenden Insekten oder saugenden Insekten der Endophyt Discula quercina zur pathogenen Lebensweise übergeht und Teile des Blattes dadurch absterben. Geschieht dies rasch genug, wird die Entwicklung der Galle unterbunden und die darin befindliche Larve stirbt ab. Um saugenden Insekten den Appetit zu verderben, dürfte die Entwicklung des Pilzes und die Nekrotisierung im besaugten Blattbereich nicht schnell genug ablaufen.
Man könnte also interpretieren, daß Endophyten eine Rolle bei der Abwehr von tierischen Organismen besitzen. Es liegt auf der Hand, daß diese Abwehr umso effektiver ist, je rascher die Umstimmung des Endophyten erfolgt und je rascher demnach dem Insekt die Ernährungsbasis entzogen wird. Der Faktor "Zeit" spielt, wie so oft im Bereich der induzierten Resistenz, eine große Rolle.


Literaturauswahl:
- Halmschlager, E.; Butin, H.; Donaubauer, E., 1993: Endophytische Pilze in Blättern und Zweigen von Quercus petraea. Eur.J.For.Path. 23, 51-63

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lang@bot.forst.tu-muenchen.de 28.8.2002