Ulmen 
Ulmus glabra Huds.
Ulmus minor Mill.
Ulmus laevis Pall.
Ulmensterben
T: Ophiostoma novo-ulmi Brasier  und 
T: Ophiostoma ulmi (Buism.) Nannf. 
(= Ceratocystis ulmi (Buism.) C.Moreau 
A: Graphium sp.

 
Das Ulmensterben ist eine Komplexkrankheit, an der ein Pilz, Ophiostoma ulmi oder O. novo-ulmi, und der Ulmensplintkäfer, Scolytus sp. (als Vektor) beteiligt sind. 

Die Krankheit hat eine interessante Geschichte und ist ein Beispiel für Epidemien/Pandemien, die durch menschliche Aktivitäten begünstigt oder erst ermöglicht werden. 

Die Krankheit ist eine der am besten erforschten Baumkrankheiten, nicht zuletzt deshalb, weil Ulmen in weiten Teilen der Welt als Zierbäume und Alleebäume im urbanen Bereich eine große Rolle spielten und noch spielen.
 
 

Ophiostoma novo-ulmi führt nach der Infektion innerhalb kurzer Zeit 
zum Absterben der Bäume


 
 
Zur Geschichte: Der Erreger der Krankheit ist wahrscheinlich kurz vor dem ersten Weltkrieg aus Ostasien nach Europa gelangt und wurde 1920 erstmals in Holland isoliert. Bis 1933 hatte er sich praktisch in ganz Europa ausgebreitet und viele Ulmen abgetötet [ einige Bilder aus jener Zeit ]. Fast zur gleiche Zeit gelangte das Pathogen mit Ulmenholz (wahrscheinlich Furnierstämme) nach Nordamerika. Nach 1960 nahm die Intensität der Krankheit ab, vor allem in Holland hatte ein erfolgreiches Züchtungsprogramm zu ± resistenten Klonen geführt. 

Gegen Ende der 60er Jahre kam es dann zu einer zweiten Sterbewelle. Ein „neuer“, deutlich aggressiverer Pilz, heute als Ophiostoma novo-ulmi bekannt, war aus Kanada mit Furnierholz eingeschleppt worden und gleichzeitig drang eine aggressive Variante des Pilzes aus Asien nach Westen vor. Beide Pathogene sind eng verwandt, aber nicht identisch. Zwischen 1971 und 1978 starben in England rund 70% aller Ulmen ab (rund 20.000.000 Bäume) und auch im übrigen Europa waren riesige Ausfälle zu verzeichnen. Generell ist die Zukunft der Ulmen nicht rosig, wenn auch ihr Aussterben nicht zu befürchten ist.

Die Infektion erfolgt beim Reifefraß frisch geschlüpfter Käfer von Mai bis Oktober, bei dem die Sporen des Pilzes übertragen werden und ins Gewebe des Wirtes gelangen. Auch durch Wurzelverwachsungen können die Mikrokonidien des Pathogens von einem Baum in den andern übergehen. 
Erste Symptome sind das Welken und Vergilben der Blätter an einzelnen Zweigen im oberen Kronenbereich. Die Blätter verdorren und rollen sich ± ein (unten). 
 
Bei langsamem, mehrjährigen Krankheitsverlauf (abhängig von Standort, Alter, Wirtsart und Vitalität des Wirtes und vom Pathogen) werden Wasserreiser an Stamm und Ästen gebildet (rechts), bei raschem Verlauf kann der Baum innerhalb einer Vegetationsperiode absterben.
Unter der Zweigrinde sind dunkle Streifen sichtbar (links), die sich auf dem Querschnitt als dunkle Punkte erkennen lassen (rechts). 

In beiden Fällen handelt es sich um die verfärbten äußeren Gefäße des Splintes.

Kränkelnde und frisch abgestorbene Ulmen werden nun vom Ulmensplintkäfer zur Brut angeflogen. Die Larven des Käfers bohren im Bast und streifen dabei den äußeren Bereich des Holzes. Der bereits im Splint vorhandene Pilz bildet seine Fruchtkörper und Sporen in den Fraßgängen der Larven. Die klebrigen Sporen werden dann beim Schlüpfen von den jungen Käfern mitgeschleppt und beim Reifefraß wieder auf gesunde Ulmen übertragen.

Fraßbild des Ulmensplintkäfers
Der Tod der Ulmen wird letztlich durch Wassermangel verursacht, der dadurch zustandekommt, daß die Gefäße (als Reaktion auf die Infektion) vom Wirt mit Thyllen verschlossen werden. 
Die Krankheit ist also eine „Tracheomykose“.
Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Krankheit betreffen in erster Linie den Vektor und sind im Prinzip möglich. Dazu müssen die frisch abgestorbene Bäume bis spätestens April gefällt, entrindet und die Käfer vernichtet werden. In warmen Sommern, wenn eine zweite Käfergeneration gebildet wird, muß die Prozedur etwa Anfang Juli an den bis dahin abgestorbenen Bäumen wiederholt werden. 
In Städten, Parkanlagen und generell bei Einzelbäumen kann die Krankheit durch rechtzeitige Eingriffe zumindest verlangsamt werden. Erfolgversprechend ist das Entfernen der befallenen Äste aber nur wenn weniger als 5% der Krone befallen sind und wenn die symptomatischen Teile mehr als 3m vom Stamm entfernt sind. Eine direkte Bekämpfung oder prophylaktische Maßnahmen gegen das Pathogen sind kaum möglich. Mit Druck in den Stamm injizierte Fungizide können die Krankheit zwar ebenfalls verlangsamen, auf Dauer aber nicht aufhalten. Dies gilt besonders, wenn in der Umgebung kranke Ulmen erhalten bleiben, von denen eine regelmäßige Infektionsgefahr ausgeht. Langfristig ist das Problem wohl am ehesten durch Resistenzzüchtung lösbar. Es gibt schon eine Reihe resistenter (nicht immuner!) Ulmenklone, in denen sich der Pilz nicht mehr ungebremst ausbreiten kann. Diese Klone finden im urbanen Bereich Verwendung, im Forst ist ihr Einsatz problematisch, da z.B. über ihre Wüchsigkeit noch wenig bekannt ist. 


Literaturauswahl:
- Stipes,R.J., Campana R.J. (eds.) 1981: Compendium of elm diseases. The American Phytopathological Society, 96 Seiten

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lang@bot.forst.uni-muenchen.de 17.10.2001