Fagus grandifolia Ehrh. 
beech bark disease
Cryptococcus fagisuga Lind. 
T: Nectria coccinea var. faginata Lohm. Wats & Ayres

Vereinfacht läßt sich die Situation in Amerika folgendermaßen darstellen:
(siehe dazu auch: http://www.na.fs.fed.us/spfo/pubs/fidls/beechbark/fidl-beech.htm)


Um 1890 wurde die Buchenwollschildlaus mit rotblättrigen Buchensämlingen aus Europa nach Amerika eingeschleppt. Erste Station war Halifax, Neu-Schottland. 
Von hier aus breitete sich das Insekt hauptsächlich nach Westen und Südwesten aus (Maine, New Hampsire, Vermont, Massachusetts, Connecticut, New York, Pennsylvania ...). 
An vorderster Front der Ausbreitung der Buchenwollschildlaus (= "advancing front") passiert außer der Besiedlung der Buchenrinde durch die Laus nicht viel, vor allem sterben keine Buchen ab. 
In einigem Abstand hinter der advancing front folgt (auch zeitlich) die "killing front". In diesem Bereich sterben die Bäume in großem Umfang (bis fast 100%) ab. Hier sind neben der Laus - und das ist sehr bezeichnend - auch Nectria coccinea var. faginata oder Nectria galligena vorhanden. 
Das bedeutet nämlich, daß erst die Besiedlung der Rinde durch die an sich nicht besonders aggressiven Nectria-Arten zum Absterben der Buchen führt. 

 
Anders als in Europa fruktifizieren Nectria und die dazugehörende Anamorphe Cylindrocarpon auf der Rinde von Fagus grandifolia relativ rasch und ungemein intensiv, dazu noch unmittelbar nebeneinander. 
Die tote Rinde reißt dann auf und Holzzerstörer können eindringen.
Ein weiterer Unterschied zu den Verhältnissen in Europa liegt darin, daß Fagus grandifolia Wurzelbrut bildet und sich so intensiv vegetativ vermehren kann. 
"Unglücklicherweise" bilden die an der beech bark disease sterbenden Buchen noch Wurzelbrut (rechts unten), so daß im "aftermath forest"  (den Bereichen also, in denen die Krankheitsentwicklung bis zum bitteren Ende abgelaufen ist und daher praktisch keine alten Buchen mehr vorhanden sind) ein sehr hoher Buchenanteil vorhanden ist (er ist meist größer als vorher), der aber letztlich aus den vegetativen Nachkommen sehr anfälliger Individuen besteht. 
Eine Selektion in Richtung Krankheitsresistenz, wie sie in Europa über viele Generationen stattgefunden hat, scheint in Amerika so also nicht  funktionieren zu können. 

Allerdings sind Buchen vorhanden, die offensichtlich genetisch bedingte Resistenz aufweisen. Sie sind im aftermath forest in kleinen Gruppen 
(aus Wurzelbrut oder Samen eines Baumes entstanden?) anzutreffen.

Im aftermath forest gehört die Buchenwollschildlaus heute zum lebenden Inventar. Es ist anzunehmen, daß sich die Buchen-Rindennekrose im Nordosten Amerikas weiter ausbreiten wird. 

zurück zurück zu "Baumkrankheiten in Wort und Bild"
lang@bot.forst.uni-muenchen.de 15.2.99